Der Nahverkehr in Rheinland-Pfalz soll pünktlicher, verlässlicher und besser planbar werden. Wie soll das passieren? Der Nahverkehrsplan, den die Landesregierung zusammen mit den Kommunen und den Verkehrsverbünden erstellt, soll dafür die nötigen Weichen stellen.
Grundlage für alle Planungen ist die Erhebung der Fahrgastzahlen in Rheinland-Pfalz. Daran schließen sich alle weiteren Schritte für die Ausgestaltung der Bus- und Bahnlinien, die Taktung des Verkehrs, die Zeiten für das Umsteigen und auch die Zahl der Zugbegleiter an.
In Rheinland-Pfalz gibt es fünf Verkehrsverbünde. Das ist im Vergleich zu anderen Bundesländern noch relativ wenig. Dennoch kochen die einzelnen Verbünde bislang ihr eigenes Süppchen. Das gilt auch bei der Erhebung der Fahrgastzahlen.
In der Vergangenheit wurden Fahrgäste in den Bussen und Bahnen teilweise noch per Strichliste mit der Hand ermitteln. Künftig soll das elektronisch erfolgen. Es liefen Gespräche, dass der Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) das Fahrgastmanagement künftig landesweit übernehmen wird, berichtetet Mobilitätsministerin Katrin Eder bei der Präsentation der Eckpunkte des Plans.
Ein landesweit einheitliches Management mit einheitlichen Standards soll für die Kundinnen und Kunden gerade beim Umstieg von Zug auf Bus Verbesserungen bringen. Das gilt auch bei Informationen zu Verspätungen und der Frage nach Anschlussbussen. Beendet werden soll dann auch die Debatte um vermeintliche leere Busse auf manchen Stecken in ländlichen Regionen, hofft die Grünen-Politikerin.
Der Landesverkehrsplan soll auch für einheitlichen Standards beim Ausbau von Bushaltestellen für mehr Barrierefreiheit sorgen. Das Design der Busse und Züge soll genauso wie das der Fahrkartenautomaten und Onlineportale landesweit einheitliche Elemente haben.
Durch das Ermitteln der Verkehrsströme und das Nutzverhalten von Bus und Bahn sollen auch Hotspots auf Linien und in Bahnhöfen herausgefiltert werden, bei denen Sicherheitsbedenken vorliegen. Danach wird sich nach Angaben der Ministerin künftig die Zahl der Zugbegleiter und die Uhrzeit ihres Einsatzes richten.
Eine App soll kommen, die alle Verkehre in Rheinland-Pfalz umfasst und auch nicht an den Landesgrenzen endet. Wie genau dieses mobile Programm aussehen wird, das ist aber noch Zukunftsmusik. Bislang gibt es keine landesweite ÖPNV-App in Rheinland-Pfalz.
In den Haushaltsjahren 2025 und 2026 werden insgesamt 60 Millionen Euro für das Vorhaben aufgewendet.
Die Eckpunkte sind mit allen Beteiligten besprochen und stehen. Nun geht es an die Feinplanung. Voraussichtlich im Herbst solle der Nahverkehrsplan abschließend als Rechtsverordnung erlassen werden. Das ist dann aber erst der Startschuss für die landesweite Fahrgastzählung. Die Expertinnen und Experten aus dem Mobilitätsministerium rechnen damit, dass erst in zwei bis drei Jahren alle Daten vorliegen und im Anschluss spürbare Veränderungen eintreten werden.
Die kommunalen Spitzenverbände fürchten die deutlich steigenden Kosten im Nahverkehr und fordern generell mehr finanzielle Unterstützung des Landes für den ÖPNV. Im Nahverkehrsgesetz des Landes wurde der ÖPNV zu einer kommunalen Pflichtaufgabe gemacht. Das Verkehrsangebot ist somit keine freiwillige Aufgabe mehr, die bei knappen Kassen unter den Tisch fällt.
Als Gründe für die massiven Kostensteigerungen im ÖPNV nennen die geschäftsführenden Direktoren des Städtetages und des Landkreistages, Lisa Diener und Andreas Göbel, Lohnsteigerungen, die Inflation und steigende Energiekosten, Einnahmeverluste durch das Deutschlandticket sowie gesetzliche Verpflichtungen zur Umstellung auf alternative Antriebe.
Besonders fordernd sei auch der notwendige Umbau oder Neubau von Betriebshöfen für kommunale Verkehrsunternehmen, um die Infrastruktur für alternative Antriebe und dabei besonders E-Busse zu schaffen. In Oberzentren beliefen sich diese Investitionen auf mittlere zweistellige Millionenbeträge ? ohne den Kauf eines Fahrzeugs. «Diese Kosten müssen die Städte vollständig allein tragen.»
Die Kommunen setzten sich trotzdem weiterhin für einen leistungsfähigen ÖPNV ein und wollten ihn möglichst ausbauen, betonen Diener und Göbel. «Ohne eine überfällige Beteiligung des Landes und des Bundes drohen jedoch Angebotskürzungen und steigende Ticketpreise.»
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