Erstmals fördert die rheinland-pfälzische Landesregierung zehn Städte und Gemeinden auf dem Weg zu fußgängerfreundlichen Konzepten. Wie kann das Leben von Fußgängern einfacher und sicherer gemacht werden? Und: Wo gibt es für Fußgänger drängende Probleme auf ihren Routen im Alltag? Das sind Fragen, die bei sogenannten Fußverkehrs-Checks im Fokus stehen. Sie stehen unter dem Motto «Schritt für Schritt zu attraktiven Ortszentren» und sollen neue Erkenntnisse bringen.
Mit dabei sind größere und kleinere Städte wie Mainz, Zweibrücken, Alzey und Konz, aber auch die Verbandsgemeinde Vordereifel sowie das kleinere Kasel. Warum beteiligen sich die Kommunen?
Hoher Parkdruck, enge Gehwege, schmale Fahrbahnen: Dichte Bebauung und Verkehr - das sind die größten Herausforderungen für Fußgänger in der Landeshauptstadt, wie Stadtsprecher Ralf Peterhanwahr sagt. Ein großes Problem sei auch der Bring- und Holverkehr an Schulen (Stichwort «Elterntaxis»). In der größten Stadt des Landes sollten aber Autos, Radfahrer, Straßenbahnen, Busse und Lieferverkehr menschengerecht und verkehrssicher koordiniert werden - das Ziel sind hier barrierefreie und attraktive Räume.
Für den Fußgängercheck sei das Viertel Neustadt ausgewählt worden, erklärt Peterhanwahr. Der Grund: «Da sich hier eine hohe Dichte an unterschiedlichen Nutzungsgruppen aufhält und es viele verschiedene Quellen und Ziele des Fußverkehrs gibt.» In der Neustadt sind Kinder, Erwachsene, Familien, ältere und mobilitätseingeschränkte Menschen unterwegs, die alle unterschiedliche
Ansprüche an den öffentlichen Raum erheben.
Alzey ist eine ständig wachsende Stadt mit hohem Verkehrsaufkommen, wie Sprecher Pascal Schmitt sagt. In den vergangenen Jahren sei zwar bereits einiges getan worden, um die Infrastruktur für Fußgänger spürbar zu verbessern, allerdings reiche das nicht. Schmale Gehwege sorgen für eine geringe Aufenthaltsqualität vor Geschäften. Die Fußgängerzone werde von einer breiten Straße durchkreuzt, und einige Straßen seien sehr stark befahren.
«Die zentrale Frage wird sein, wie dem Fußverkehr in Kombination mit dem ÖPNV insgesamt mehr Raum gegenüber den anderen Verkehrsteilnehmern eingeräumt werden kann», meint Schmitt. Ziel sei es, «durch Klein- und Kleinstmaßnahmen den Fußgängern im ausgewählten Untersuchungsgebiet mehr Raum gegenüber den anderen Verkehrsteilnehmern zu verschaffen». Damit sollten die Aufenthaltsqualität sowie die Rahmenbedingungen für Fußgänger spürbar verbessert werden.
Mit 2.720 Einwohnern sei Flonheim die kleinste der zehn ausgewählten Städte, sagt Ortsbürgermeister Jörg Thumann. Der innerörtliche Fußgängerverkehr in der «Leuchtturmgemeinde für den Tourismus» mit rund 200 Betten, Museum, Ortsführungen, Premiumwanderwegen und Angeboten der Winzer nehme enorm zu. Und das vor allem im alten Ortskern, der mit engen Gassen und schmalen Bürgersteigen nicht gerade fußgängerfreundlich sei.
Davon etwa einen Kilometer entfernt liege ein großer Freizeitbereich mit Schulen, Sporteinrichtungen und vielen Parkplätzen für Touristen, der gerade ausgebaut werde. Diese beiden Zentren sollten fußgängerfreundlich verbunden werden. Ziel müsse es sein, dass sich sowohl Touristen als auch Einwohner gut und sicher in der kleinen rheinhessischen Gemeinde bewegen könnten.
Kasel im Kreis Trier-Saarburg zählt rund 1.300 Einwohner. «Auch kleine Kommunen möchten den Fußverkehr fördern, verbessern und das Gehen und Laufen sicherer und attraktiver machen», betont Ortsbürgermeisterin Esther Jansen. Daher habe sich Kasel beim Fußverkehrs-Check beworben. Man hoffe, Gefahrenstellen zu entschärfen oder Ideen zu gewinnen, «wie wir das Gehen innerorts verbessern können».
Derzeit sei es «abenteuerlich», sich im Ort zu Fuß zu bewegen, meint Jansen. Es gebe kaum durchgehende Bürgersteige, man müsse oft die Straßenseite wechseln. Dies mache es vor allem Bürgern mit Kinderwagen oder Rollstuhl schwer, sich zu bewegen. Zudem stelle «das permanente Straßenüberqueren» ein Risiko für ältere Menschen sowie Schul- und Kindergartenkinder dar.
Den Anteil der Fußgänger zu erhöhen - das ist eines der Ziele, das die Stadt Konz (Kreis Trier-Saarburg) verfolgt. «Wir freuen uns auf jeden Fall, dass wir nun beim "Fußgänger-Check" gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern sowie einem Expertenteam Wege ablaufen und Verbesserungen erarbeiten können», teilte die Stadt mit rund 19.000 Einwohnern mit.
In einer Mittelstadt sei es «durch enge Straßenfluchten und wenig Freiflächen oft schwierig, eigenständige Fußgänger-Korridore zu schaffen». Nun sollten attraktive und sichere Konzepte erarbeitet werden, «die im zur Verfügung stehenden Raum gute Bedingungen für den Fußverkehr» ermöglichen. Eine durchgehende Fußgängerzone gebe es nicht, aber abgegrenzte Zonen.
Mit dabei ist auch die Verbandsgemeinde Vordereifel, die rund 16.400 Einwohner hat. «Auch für eine dörflich geprägte Kommune ergeben sich Möglichkeiten und Vorteile, den Fußgängerverkehr zu fördern», erklärt eine Sprecherin der Gemeinde in Mayen. Wege könnten für ältere Mitbürger und Schüler sicherer sowie für Touristen attraktiver gemacht werden.
Große Herausforderung im Fußverkehr für die Ortsgemeinden innerhalb der Verbandsgemeinde Vordereifel sei, dass der Hauptverkehr meist durch die gesamte Ortslage zentral geführt werde. Durch zusätzlich enge Straßen würden Bürgersteige oft von Autos, Lastern und Bussen überfahren. Daher sei die Nutzung der Fußverkehrswege an Hauptverkehrsstraßen gefährlich.
Zweibrücken wertet die Teilnahme am Fußverkehrs-Check als «bedeutenden Erfolg für die nachhaltige Verkehrsplanung der Stadt und wichtigen Baustein für den Klimaschutz». Mit zwei Begehungen und Workshops sollen Bürgerinnen und Bürger nun gemeinsam mit Politik und Verwaltung die aktuelle Lage analysieren und Ideen erarbeiten. Langfristig sollen die Erkenntnisse in die Stadtplanung einfließen und den Fußverkehr als Bestandteil einer klimafreundlichen Mobilität stärken, wie ein Sprecher mitteilt.
«Wer zu Fuß unterwegs ist», betont Oberbürgermeister Marold Wosnitza (SPD), «reduziert Emissionen, stärkt die lokale Wirtschaft und trägt zur Belebung unserer Innenstädte bei.»
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