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"Hitzige" Prüfung in Zenica: Wie stabil spielt Deutschland?


10.10.2024 - 14:10 Uhr


Julian Nagelsmann nahm Reisetasche, Handy sowie Notizblock und verschwand bei strahlendem Sonnenschein schnell im Teamhotel. Der Kurztrip in der Nations League nach Zenica, gut eine Autostunde von Sarajevo entfernt, stellt den Bundestrainer zu Beginn seines zweiten Amtsjahres vor eine eher unerwartete Mentalitätsherausforderung: Besteht die Fußball-Nationalmannschaft am Freitag (20.45 Uhr/RTL) gegen Außenseiter Bosnien-Herzegowina nach insgesamt sieben Ausfällen auch ohne die halbe Stammelf?

Zum Abschlusstraining ins rustikale Stadion Bilino Polje über die Bosna hätten die Nationalspieler am Donnerstag auch laufen können. Die kleine Arena mit alten Sitzschalen, kleinen Läden unterhalb der Haupttribüne und Grashügeln an beiden Enden ist ein Traum für Fußball-Nostalgiker. Für die DFB-Profis wird es eine gewisse Umstellung sein. Und es soll laut werden. Die Fans des Weltranglisten-75., etwa 12.500 werden erwartet, fiebern dem Heimdebüt des Nationaltrainers und alten Bundesliga-Bekannten Sergej Barbarez entgegen.

«Ich gehe davon aus, dass es da emotional wird im Stadion, dass die Heimfans Bosnien-Herzegowina extrem anfeuern und nach vorn puschen werden», sagte Nagelsmann. «Wir werden da eine hitzige Atmosphäre vorfinden.» Am kommenden Montag trifft Deutschland in München zum Gruppen-Gipfel auf den Erzrivalen Niederlande.

DFB-Auswahl «überzeugt, dass die Qualität da ist»

«Zwei extrem schwere Spiele» würden die DFB-Auswahl erwarten, prognostizierte Serge Gnabry. Der Bayern-Profi ist mit 22 Treffern der mit Abstand torgefährlichste Spieler im Kader. Bosnien sei ein «defensiv starker Gegner, den du bespielen musst», meinte Neuling Tim Kleindienst. Der Gladbacher hat gute Chancen, den verletzten Niclas Füllkrug im Sturmzentrum zu ersetzen. «Du musst das Spiel in die Hand nehmen», sagte der Neuling. Er sei «davon überzeugt, dass die Qualität da ist, dass wir Bosnien auf jeden Fall schlagen».

Das wird das Entscheidende für Nagelsmann sein. Die DFB-Auswahl braucht nach dem spielerisch überzeugenden Auftakt gegen Ungarn (5:0) und dem ansprechenden 2:2 in Amsterdam gegen die Niederlande nicht zwingend einen magischen Fußballabend. Drei Punkte in Zenica wären ein Indiz dafür, dass es auch klappt, wenn etliche Stammkräfte fehlen. Nebenbei wäre es ein großer Schritt Richtung Etappenziel in der Nationenliga.

Viertelfinale in greifbarer Nähe

Mit zwei Siegen in den Oktober-Spielen würde Deutschland vorzeitig und dann auch souverän das neue Viertelfinale im März erreichen. Bei den bisherigen Ausgaben des einst ungeliebten UEFA-Wettbewerbs hatte die DFB-Auswahl meist schwer enttäuscht. Das Finalturnier der besten vier Nationen im Sommer erreichten bisher immer nur andere.

«Unsere Ziele bleiben», sagte Nagelsmann trotz der seit Tagen größeren Umbauarbeiten an seiner Startelf. Planmäßig ersetzen musste er Anfang des Monats nur den lange fehlenden Stammtorwart Marc-André ter Stegen, für den in Zenica Alexander Nübel das Debüt feiern darf, und Füllkrug. Dann aber folgten die Absagen von Jamal Musiala, Kai Havertz, Robin Koch, David Raum und Benjamin Henrichs. «Verrückt», sagte Kapitän Joshua Kimmich dazu.

Nagelsmann nimmt die persönliche Herausforderung pragmatisch. «Wir freuen uns jetzt sehr darauf, unsere neuen Spieler im Kreis der Mannschaft und im Training zu erleben», sagte er zu Wochenbeginn. Am Freitagabend wird sich zeigen, wer denn auch überzeugt hat. «Schauen wir mal, was der Trainer mit mir vorhat», sagte der Mainzer Jonathan Burkhardt, der wie Stuttgarts Jamie Leweling durch die Absagen erstmals in den Kader gespült wurde.

Am vergangenen Wochenende traf Burkhardt zweimal gegen Bosniens Torwart Nikola Vasilj, der sein Geld beim FC St. Pauli verdient und einer von etlichen Profis im Barbarez-Kader mit Deutschland-Erfahrung ist. Vorn wird neben Altstar Edin Dzeko (38) der Stuttgarter Ermedin Demirovic spielen und versuchen, seinen Vereinskumpel Nübel zu ärgern. «Wir müssen ehrlich sein. Wir wissen, dass wir ganz klar der Underdog sind», sagte der Stürmer. Das Spiel zu gewinnen, so Demirovic, sei «sehr, sehr schwierig. Um nicht zu sagen, es ist unmöglich.»

© dpa-infocom, dpa:241010-930-256430/2

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