Gianni Infantino lässt keine Gelegenheit aus, sein neues Milliardenprojekt in den Himmel zu loben. Die reformierte Club-WM mit dem FC Bayern und Borussia Dortmund werde eine «neue Ära für den Clubfußball auf der ganzen Welt» einläuten, ließ der FIFA-Präsident zuletzt verlauten. Gut acht Monate vor dem Anpfiff in den USA sind aber entscheidende Fragen offen, darunter die, wer das alles bezahlen soll. Medienunternehmen und Fernsehsender bekamen zuletzt von Infantino höchstpersönlich die Einladung zu einem «exklusiven, privaten Briefing», wie es in der Einladungs-Mail hieß. «Notfallsitzung» spottete die «New York Times». Dass der FIFA-Chef den Rechteverkauf ankurbelt, ist zumindest «äußerst ungewöhnlich», wie ein erfahrener Rechtehändler sagte, der an dem sogenannten «Broadcaster Briefing» vor wenigen Wochen teilnahm. Infantino hatte zusammen mit Nasser Al-Khelaifi eingeladen, dem einflussreichen Vorsitzenden der europäischen Clubvereinigung ECA und von Paris Saint-Germain. Beim Video-Meeting dabei waren nach Angaben von anderen Teilnehmern auch BVB-Boss Hans-Joachim Watzke und Bayern-Vorstandschef Jan-Christian Dreesen. Die beiden deutschen Großclubs sind für das Turnier vom 15. Juni bis zum 13. Juli qualifiziert. Die Verantwortlichen finden den Wettbewerb prima, schließlich verspricht er weitere Einnahmen. Nach Angaben des Portals «The Athletic» rechnen Europas Top-Clubs mit jeweils mehr als 50 Millionen US-Dollar. Dafür bräuchte die FIFA, die noch keine Angaben zu den Prämien machen will, entsprechend hohe Einnahmen. Die sollen vor allem aus den TV-Rechten kommen. Der Weltverband hatte nach Angaben der «New York Times» bereits mit Apple über einen weltweiten Streaming-Vertrag zur Übertragung des Turniers verhandelt. Dieser auf rund eine Milliarde Dollar taxierte Kontrakt wurde jedoch nicht abgeschlossen. Daraufhin hat die FIFA erst vor wenigen Wochen die Medienrechte für das Turnier 2025 in den USA und die Club-WM 2029 mit jeweils 32 Teams und 63 Spielen einzeln ausgeschrieben. Beim Verkauf fallen im Prinzip jene Sender aus, die wie ARD und ZDF im kommenden Sommer die Frauen-EM (2. bis 27. Juli) übertragen. Das gilt in anderen TV-Märkten in ähnlicher Weise auch für den Gold Cup. Die Kontinentalmeisterschaft für Nordamerika, Mittelamerika und die Karibik (14. Juni bis 6. Juli) in den Vereinigten Staaten und Kanada ist in den teilnehmenden Ländern eine große TV-Konkurrenz. Und der Gold Cup birgt noch ein ganz anderes Problem. Gold Cup oder Club-WM? Diese Frage wird sich jenen Spielern stellen, die mit ihrer Nationalmannschaft und ihrem Verein qualifiziert sind. Das könnte vor allem für Spieler der drei mexikanischen Vereine und der beiden US-Clubs problematisch werden. Die von Infantino wortreich beworbene Veranstaltung ist ohnehin umstritten, weil durch die Ausweitung des Turniers mehr Spiele auf dem Programm stehen und den Topstars der Branche ein Sommer ohne echte Pause droht. Die FIFA argumentiert dagegen und führt Statistiken an, dass die Belastung für einzelne Spieler nicht steige. Vor allem wegen der vergrößerten Club-WM wollen die Ligen-Vereinigung European Leagues und die Spielergewerkschaft Fifpro bei der EU-Kommission Beschwerde gegen den Weltverband FIFA einreichen. Die Terminierung und Vergrößerung des Club-WM zeige, «dass die geistige und körperliche Gesundheit der teilnehmenden Spieler nicht berücksichtigt wird», schrieb Fifpro dazu. Erfahrungsgemäß dürfte es allerdings bis zu einer Klärung durch die EU-Kommission lange dauern. Die Club-WM stellt die FIFA zudem noch vor ein juristisches Problem ganz anderer Art. Etwa zur Mitte des Turniers könnte es Profis geben, deren Verträge mit den teilnehmenden Vereinen auslaufen. Oder andere Spieler, die bei einem der Clubs ab 1. Juli neu unter Vertrag sind. Bei den Bayern laufen nach derzeitigem Stand gleich bei mehreren Fußballern die Verträge aus, unter anderem bei Manuel Neuer, Thomas Müller und Joshua Kimmich. Beim englischen Meister betrifft das auch die Starspieler Kevin De Bruyne und Ilkay Gündogan. Wie sollen Vereine damit umgehen? Die Zukunft der genannten Stars dürfte weitaus früher geklärt werden. Die FIFA beschäftigte sich aber auch bereits mit den Vertragsregularien, um den betroffenen Clubs vorab Optionen aufzuzeigen und mögliche Missverständnisse aus dem Weg zu räumen. Eine entscheidende Regel: Ein Spieler kann während der Club-WM nur für einen Verein spielen. Es kann also niemand bis zum 30. Juni für Club X auflaufen und anschließend bis zum 13. Juli für Club Y. Zwischen dem 1. und 10. Juni wird zudem ein Transferfenster eingerichtet, in dem verpflichtete Spieler früher als gewohnt bereits beim neuen Verein registriert werden können. Dies geschehe nur nach dem Willen der jeweiligen Mitgliedsverbände. Während der Club-WM selbst wird es den Angaben zufolge auch ein Zeitfenster vom 27. Juni bis zum 3. Juli geben. Während dieser Periode können die Vereine Spieler, deren Verträge während des Turniers auslaufen, ersetzen. Gleichzeitig rief die FIFA die teilnehmenden Clubs und Spieler auf, bei auslaufenden Verträgen angemessene Lösungen zu finden, um die Teilnahme der Profis zu erleichtern.Video-Schalte mit Bayern und BVB
Konkurrenz durch Frauen-EM und Gold Cup
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