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Sloterdijk: Stadt-Land-Konflikt wurde zu lange unterschätzt


20.06.2024 - 01:39 Uhr


Der Philosoph und Bestsellerautor Peter Sloterdijk sieht in Europas Ländern verstärkt Stadt-Land-Konflikte statt Klassenkämpfe, wie es oft im 20. Jahrhundert hieß, am Werk. «Der Populismus ist großteils die Rache des Landes an der Stadt», sagt der 76-Jährige in einem Interview der Wochenzeitung «Die Zeit». 

«Das wird nie deutlicher, als wenn Bauern mit ihren Traktoren den Bundestag einkreisen.» Daraus ließe sich eine Geschäftsidee ableiten, sagte Sloterdijk. «Mieten Sie so viele Traktoren, wie Sie können, und gründen Sie eine Traktorenverleihfirma für Protestgruppen.» Es gebe viele Gruppen in der Gesellschaft ohne Druckmittel. «Mieten Sie 500 Traktoren und verleihen Sie die an nicht sehr protestfähige Gruppen, etwa die Krankenpfleger. Massenversammlungen allein tun es nicht, aber so eine Traktorenparade hat Power.»

Sloterdijk, der zum Teil in der Provence lebt, sagte, in Frankreich, aber auch Deutschland sei der Stadt-Land-Gegensatz lange unterschätzt worden. «Und dann tauchten die "Ländlichen" plötzlich wieder in der Gelbwesten-Bewegung auf. Es waren ja die Bewohner der tiefen Provinzen, die den Hauptstädtern eine Lektion erteilten. Sie wollten klarmachen: Wo sie sind, ist ein Automobil kein Luxusobjekt, sondern das allerelementarste Arbeitsinstrument. Deshalb stellt sich durch die kleine Preissteigerung beim Treibstoff die Existenzfrage.»

«Scholz ist der Zögerer»

Sloterdijk lehrte zuletzt als Gastprofessor am Collège de France und hielt Vorlesungen über Europa. Präsident Emmanuel Macron schätzt den deutschen Philosophen, zitierte ihn gar im April in seiner zweiten Europa-Rede an der Universität Sorbonne. 

«Macron ist der Mann, der Scholz am meisten auf die Nerven geht, weil er sein Umkehrbild darstellt», sagt Sloterdijk über Bundeskanzler Olaf Scholz. «Scholz ist der Zögerer ? er tut nichts, wenn er es nicht im Windschatten der Amerikaner machen kann.» Für Macron habe Politik dagegen nach wie vor mit Handlungsfähigkeit zu tun. «Und zwar einer Handlungsfähigkeit, die nicht auf die Provokation wartet, sondern von sich aus den Ton setzt.»

Das zeige sich auch in der angesetzten Neuwahl zum französischen Parlament nach dem Desaster von Macrons liberalen Kräften bei der Europawahl, meint Sloterdijk. Macron werfe «den Wählern ihre eigene Verantwortungslosigkeit vor die Füße». Das könne ein nützlicher Schock sein. «Es gibt zu viel unpolitischen, doch politisierten Trotz, der durch mediale Belohnung hochgefahren wird. Wir haben es in Europa inzwischen allenthalben mit Trotzdemokratien zu tun.»

© dpa-infocom, dpa:240620-99-461198/2

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